Blog Rick Hanson on keeping fear alive
Blog Rick Hanson on Negativity Bias
ZDF Beitrag Verroht unsere Gesellschaft?
"Your brain is continually looking for bad news. As soon as it finds some, it fixates on it with tunnel vision, fast-tracks it into memory storage, and then reactivates it at the least hint of anything even vaguely similar. But good news gets a kind of neural shrug: “uh, whatever.”
In effect, the brain is like Velcro for negative experiences but Teflon for positive ones.
All this makes human beings super-sensitive to apparent threats. Basically, in evolution, there are two kinds of mistakes: (1) You think there is a tiger in the bushes but there isn’t one, and (2) You think the coast is clear, no tiger in the bushes, but there really is one about to pounce.
These mistakes have very different consequences. The first one will make you anxious, but the second one will kill you. That’s why Mother Nature wants you to make the first mistake a thousand times over in order to avoid making the second mistake even once..."
At the personal level, fear feels bad, wears down physical and mental health, and makes people duck for cover in life and play small.
(These individual costs also drag down the economy.)
Nationally, feeling threatened gets intensified by the classic drumbeat of alarms about inner and outer enemies from people who are good at trumping hope with fear. The result? Paper tiger paranoia – which makes us over-invest in threat protection, under-invest in infrastructure, miss real tigers because we’re flooded with warnings about illusory or exaggerated ones, and over-react in ways that create new real tigers (like America’s longest war, in Iraq).
The solution? It’s to have the courage to see real tigers clearly and to deal with them effectively – and to refuse to be frightened and cowed by boys and girls crying tiger." from Rick Hanson's blog
22. Dezember 18
Lektüreschnipsel
21. Dezember 18
In letzter Zeit kamen öfter Anfragen von Leuten, die ein oder zwei Stunden Unterricht wollten. Exemplarisch hier eine meiner Antwort-emails:
Liebe Lisa *********,
… ich danke für Deine Anfrage und antworte mal gerade heraus: Ich halte alles unter vier, fünf Stunden aus Euer Sicht für Geldrausschmiss & aus Sicht des Trainers für ehr verantwortungslos.
Ich glaube im Grunde, dass jemand ohne Training besser dasteht und sicherer unterwegs ist, als jemand, der nur sehr kurzes und bruchstückhaftes Training bekommen hat.
Warum?
Jemand, der kein Training hat, reagiert höchstwahrscheinlich unüberlegt, schreit vielleicht auf vor Schreck und wirft dem Angreifer seine Einkaufstasche ins Gesicht und rennt weg: das wäre 1A Selbstverteidigung.
Jemand mit ein wenig Training hingegen bleibt in der Situation und versucht etwas zu machen (sich an etwas zu erinnern), was er/sie im Training “gelernt” oder geübt hat: Das ist gefährlich.
Schau, ich könnte problemlos ein, zwei Stunden mit Euch machen, Euch auch das Gefühl geben, tatsächlich etwas gelernt zu haben, und Euch dann abkassieren - das wäre leicht verdientes Geld - aber dann wäre ich einer von den Scharlatanen in diesem Business.
Ich unterrichte auch Profis, die mit ganz speziellen Fragen kommen, wie z.B. Handschellen anlegen. Das kann man in ein, zwei Stunden üben, & die Schüler haben etwas davon. … Aber es ginge genauso wenig jemandem, der keine Noten lesen kann, noch nie an einem Klavier gesessen, nie gesungen hat, in zwei Stunden Klavierspielen beizubringen... denn im Ernstfall ist das nicht "Alle meine Entchen", was da von Euch verlangt wird, sondern improvisieren unter Druck.
& das in der Selbstverteidigung zu lernen ist zwar leichter als ein Instrument zu spielen (weil es in unserer Natur als Mensch liegt, uns wehren zu können)… aber kostet dennoch etwas mehr Zeit als ein zwei Stunden.
Ich hoffe, Du verstehst darum meine Absage (nicht fürs Reinschnuppern & dann überlegen, ob man weitermachen will, aber für ein einmaliges Training) … & wünsche Dir & Deiner ***** trotzdem alles Gute bei der weiteren Suche. Vielleicht kennt ja einer eine Magie, die mir unbekannt ist…
Mit besten Grüßen, Andreas aus der Werkstatt für Selbstverteidigung
ZUSATZ:
... meinen obigen Brief, möchte ich an einem Punkt relativen & an einem genauer fassen:
Die Spezifizierung zuerst: Was in der Selbstverteidigung entscheidend ist, sind drei Dinge:
1. Erkennen/Anerkennen, dass eine Situation nicht gut läuft.
(Verstehen, was im Moment genau schiefläuft, ist etwas für Gewaltprofis, & fällt auch ihnen oft schwer, und ist auch unter der Objektive, dass Ihr nichts regeln, unter Kontrolle bringen etc. wollt, sondern „nur“ Euch in Sicherheit bringen, nicht unbedingt notwendig.)
2. Pro-aktiv handeln
3. Sich selbst die Erlaubnis geben, jemand anderem physisch wehzutun
(ist für die meisten Menschen schwerer, als man denken mag.)
Alle drei oben genannten Punkte beschreiben innerliche Prozesse, die eng mit der Persönlichkeit, dem Charakter und dem Weltbild der SchülerInnen verbunden sind. Das (Wieder)Erlernen der eigenen (natürlichen) Wehrhaftigkeit bringt so auch Veränderungen der Person
mit sich. Nun verändern wir Menschen uns meist ehr langsam... auf jeden Fall nicht entscheidend durch ein, zwei Stunden Training in sicherer Umgebung...
Relativieren
möchte ich meinen Brief an Lisa an folgendem Punkt:
Das prinzipienorientierte Training
bietet im Gegensatz zum Training, das sich auf das Erlernen einzelner Techniken konzentriert, den Vorteil, dass wir tatsächlich ziemlich schnell Fortschritte erzielen können. Wir arbeiten nah an den natürlichen Reflexen
der SchülerInnen und bringen ihnen in erster Linie bei überhaupt zu handeln (statt aus verschiedensten Gründen in Schockstarre zu verfallen.)
Wenn man einen Kampfkunstmeister fragt, wie viele Wiederholungen es braucht, um eine Technik gut (oder gar perfekt) zu beherrschen, so kommen Antworten in den Hunderten & Tausendern. Für die Kampfkunst, den Kampfsport
wahr.
Unsere Frage in der prinzipienorientierten Selbstverteidigung ist, wie Wiederholungen man brauchte, um die Hand erfolgreich von der heißen Herdplatte zu ziehen... eben: eine.
& wir brauchen, im Gegensatz zu Kampfsport oder Kampfkunst, auch keine fünf verschiedenen Techniken dies zu tun. Der Weißgurt zieht nicht anders als der Schwarzgurt die Hand von der Herdplatte. & wenn der Schwarzgurt technisch fünf verschiedene Arten/Antworten auf das Problem der heißen Herdplatten hätte, stehen die Chancen gut, dass er auf Grund des Entscheidungsbaums in seinem Gehirn sogar langsamer reagiert als der Weißgurt.
Es gibt Lehrer, wie Rory Miller, oder auch Kursformate, wie fast defence in den USA, wo in zwei, drei Stunden echte Wehrhaftigkeit gelernt werden kann. Ganz ehrlich, so gut sind wir (noch) nicht. Wir brauchen ungefähr fünf bis zehn Stunden, um Euch auf das gleiche Niveau zu bringen.
05. November 18
Wir haben wir
Hannah (27 Jahre), die Wing Tsun und Krav Maga gelernt hat, eine
neue angehende Trainerin
in der Werkstatt. Hannah begleitet bereits unserer Kurs in der Fatih Moschee (Katernberg) und unseren wöchentlichen Kurs für Flüchtlingsfrauen.
Herzlich willkommen - ist gut mir Dir!
Am Mittwoch, den 31.10.18, werden wir Halbjähriges
feiern!
Skulski Gerigk Roth spielen dazu improvisierte Musik. Der Eintritt ist frei. Vor und nach dem Konzert (19:00) laden wir in die Eisdiele Tosca, drei Häuser weiter, am Kirchplatz, ein. Ein kleines veganes Büffet, Tanzmusike & drinks aufs Haus warten dort. Alle SchülerInnen, auch zukünftige, sind herzlich willkommen.
Michal Skulski - saxophone
Jonas Gerigk - bass
Steffen Roth -drums
live at blue note Dresden
29. + 30. 09.18
Rory Millers Seminare
Logic of Violence und Conflict Communication (Com Con)
im schönen Fritzlar bei Kassel. Vierzig TeilnehmerInnen, die meisten LehrerInnen für Selbstverteidigung oder Sicherheitskräfte. Zwei Tage mit jeweils acht Stunden vollem Input... viel Neues gelernt, viel Altes überdacht, sich selbst und das eigene Training, den eigenen Unterricht immer wieder in Frage gestellt. So soll es sein...
Logic of Violence trailer
01.09.18
Infighting with Rory Miller fully booked out. Sorry, folks. Welcome, Nicole...
30.08.18 Unser
infighting Seminar mit Rory Miller im Oktober ist (bis auf einen Platz für eine Frau - beeilt Euch, Ladies!) ausgebucht, und auch die Werkstatt findet immer mehr MitstreiterInnen. Dank an Alle. Wir freuen uns über*auf Euch.
Infighting trailer
27.07.18
Andreas wird öfter gefragt, warum die Seite der Werkstatt für Selbstverteidigung generell von "Wir" spricht, obwohl er die Werkstatt doch selbstständig leitet. Hinter dem Plural steckt die Überzeugung, dass eine Schule nur so gut ist wie ihre SchülerInnen, ja, schließlich von ihnen geprägt wird.
Gemeinsam werkeln und schwitzen wir (diese Tage übrigens nicht schlecht). Gemeinsam sind wir die Werkstatt - Grund genug den engsten Kreis hier einmal aktuell zu nennen.
Wiebke, Milan, Manuel, Oscar, Fiona, Ludwig, Ole, Leo und Samer - danke Euch.
05.07.18
Ab Ende September werden wir in Zusammenarbeit mit der Jugendberufshilfe Essen (Jbh) einen wöchentlichen Kurs für Flüchtlingsfrauen von 16 - 27 Jahren
anbieten. Mit im Team als Trainerinnen sind Gamze Özdemir von der Jbh und unsere fortgeschrittenen Schülerinnen.
Kontakt: Jugendberufshilfe gGmbH Essen, Projekt NeZa (Neue Zukunft ausbauen)
Ina Wolbeck 0201 2467 38 11
Mo. - Fr. von 10 -16 Uhr
Im Anschluss an die geplanten zehn Termine werden wir den Kurs erweitern - er ist dann für alle Frauen und Mädchen ab 16 Jahren mit Migrationshintergrund offen.
Wir bieten diese Kurse zum Selbstkostenpreis an und helfen Euch bei der Finanzierung durch Zuschüsse für weiterbildende Massnahmen.
Wir freuen uns auf Euch!
04.07.18Liebe ältere Leute, in letzter Zeit haben wir uns viel Gedanken zum Thema
Seniorenselbstverteidigung gemacht. Unser allgemeiner Rat lautet: Keine Angst, halten Sie sich unter Menschen auf und trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten. Haben Sie Vertrauen, aber gehen Sie nicht zu doofen Zeiten an doofe Orte, wo sich doofe Leute aufhalten. Dieses
Gesetz von Doof gilt übrigens für alle Menschen, die heil durchs Leben gehen wollen. Abends noch ne Runde durch den dunklen Park, am Spielplatz vorbei, wo die Junkies sitzen – doofe Idee. Großveranstaltungen, besonders der Rand davon, sind übrigens eine genauso doofe Idee. Egal ob Rave oder Klompenball.
Also, liebe Senioren, halten Sie sich an das Gesetz von Doof und Sie haben eine gute Chance auf einen Alltag, in dem Ihnen eher ein Sitzplatz angeboten und die Tür aufgehalten wird, als Ihre Handtasche geklaut. Sind Sie aber gezwungen, zu doofen Zeiten an doofen Orten mit doofen Leuten zu sein, zwingt Sie Ihr Wohnort zum Beispiel dazu, Ihre niedrige Rente, dann haben Sie vielleicht
berechtigte Angst vor Überfällen auf ihre Brieftasche.
Harte Sucht kostet je nach Droge täglich zwischen 80 und 400 Euro.
Stark süchtige Menschen sind bereit, in ihrer Not das zu tun, was ausgeglichene Menschen tun würden, um das eigene Leben oder das ihrer Kinder zu schützen. Diesen Gedanken lasse man mal kurz auf sich wirken.
Gedankenexperiment: Wenn wir unbedingt den Inhalt einer fremden Brieftasche bräuchten, wen würde wir uns aussuchen, den jungen Typen mit dem Ruderverein T-Shirt oder die Oma, die sich kaum an ihrem Rollator festhalten kann? Eben... Der Markt für Selbstverteidigungskurse für Senioren ist also eine Goldgrube, boomt wie der Rest der Angst- und Sicherheitsindustrie. Davon abgesehen, dass wir kein unreflektierter Teil dieser Industrie sein wollen, warum bieten wir selbst bisher dann keine Kurse für Senioren an? Der Grund ist einfach:
Es fehlt uns ein überzeugendes Konzept. Was in Seniorenkursen in der Regel angeboten wird, sind Abwehrtechniken, gern mit dem Gehstock, Techniken, die den Brief- oder Handtaschendieb in die Flucht schlagen sollen.
Wir halten dies für hochgefährlich.
Was dort geboten wird, sind oft nicht mehr als feel good Übungen; Techniken, die im Ernstfall vom Regen in die Traufe bringen.
Ganz ehrlich, liebe Senioren, Euer höchstes Gut ist Eure Gesundheit. Ein Knochenbruch, Bein, Hüfte, kann bedeuten, den Rest des Lebens ein Pflegefall zu sein. Wollt Ihr Euch da auf ein Gerangel, gar einen Kampf mit einem physisch stärkeren Gegner einlassen?
Unser Tipp: Sich ein zweites Portemonnaie zulegen, zwanzig Euro in bar und ein paar abgelaufene (!) Karten reinstecken und dieses im Fall der Fälle – Ruhe behalten – übergeben und dem Dieb noch ein schönes Leben wünschen. Polizei benachrichtigen, und dann heimgehen und sich freuen, dass die Knochen noch heil sind. Tasse Kaffee, großes Stück Kuchen.
Sollte jemand einen guten Selbstverteidigungskurs für Senioren kennen: Wir sind über Hinweise dankbar. Ein solcher Kurs erfüllt ZUMINDEST folgende Kriterien: 1. Die An- und Übergriffe werden mit halbwegs realistischer Härte, verbal, physisch, geübt. 2. Die Senioren lernen, wenn sie schon Abwehrtechniken lernen, FALLEN. FALLSCHULE ist die nötigste Prophylaxe für Verletzungen. 3. Das sichere Ab-, Übergeben der Brief- oder Handtasche wird geübt. (Dass man sich nicht noch verheddert, umgerissen wird.) 4. Es werden realistische Hintergrundinformationen anstelle von geschäftsfördernder Panikmache angeboten.
Liebe LehrerInnen: Eure Kunden leben in Essen, vielleicht in den übelsten Ecken, aber nicht in New York, Frankfurt/M Bahnhofsgegend, Moskau oder Mexico City.
Wo sich die Katze in den Schwanz beißt: Gerade das, was wegen seiner Gefährlichkeit am meisten geübt werden sollte – sicheres Fallen – wird wegen seiner Gefährlichkeit meist nicht geübt.
Verständlicherweise: Wer will sich schon mit hoher Chance im Training verletzen, gar die Hüfte brechen, um sich gegen die sehr viel geringere Chance zu wappnen, überfallen zu werden...
Die meisten Leute, die langfristig Selbstverteidigung oder Kampfkünste trainieren, verletzen sich im Laufe ihres Lebens mehr durch das Training als durch mögliche Auseinandersetzungen, auf die sie glauben sich vorzubereiten.
Für die
Verantwortung von uns Lehrenden bedeutet dies eine Zwickmühle: Wir sind verantwortlich dafür, dass sich unsere SchülerInnen im Training nicht ernsthaft verletzen. Wir sind gleichzeitig verantwortlich dafür, Ihnen etwas beizubringen, dass auch einer ungleich härteren Realität standhält, sie mit dem Leben davonkommen lässt. Also, liebe Senioren, denkt an das Gesetz von Doof und an das zweite Portemonnaie, das Ihr sehr gern gegen Eure Gesundheit eintauscht...Und bitte machen Sie sich folgendes klar: Im Leben gibt es keine absolute Sicherheit, und die Hauptgefahren
für Sie sind immer noch das Bewegen im eigenen Haushalt, der Straßenverkehr und Herz- und Kreislaufkrankheiten. Richten Sie Ihre Vorsicht, Gedanken und Energie darauf.
Für verlässliche und realistische Informationen über die Gefahrenlage Ihres Wohnorts
schauen Sie bitte nicht in die Zeitung, sondern besinnen Sie sich auf ihre eigenen Erfahrungen und die ihres persönlichen Umkreises.
Sind zwei, drei Leute aus ihrem direkten Lebensumfeld schon Opfer von diesem oder jenem geworden, dann Augen auf davor. Wenn Sie trotz größerem Bekanntenkreis noch niemanden kennen, der Opfer von diesem oder jenem geworden ist, vergessen Sie diese "potentielle Gefahr" und gehen Sie einfach generell mit offenen Augen durchs Leben und genießen Sie's vor allem so gut es geht.
...
Falls Sie dennoch Interesse an einem individuellen Kurs haben, melden Sie sich, und wir überlegen gemeinsam, was für Sie geht und sinnvoll ist.
30.06.18
Folgender Offener Brief von Mission Lifeline an den Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, Horst Seehofer
spricht uns aus Verstand, Gewissen und Herzen:
Betreff: Wir retten Leben, wen retten Sie?
Sehr geehrter Herr Minister Seehofer,
der Presse entnehmen wir, dass Sie sich dafür einsetzen, dass das Schiff unserer Seenotrettungs-NGO beschlagnahmt werden soll und gegen die Crew strafrechtlich ermittelt wird. Wir entnehmen der Presse, dass Sie von "Shuttle"-Service sprechen. Unabhängig davon, dass wir darauf hinweisen wollen, dass wir Menschen im tödlichsten Seenotrettungsgebiet der Welt aus Lebensgefahr retten und dafür angeklagt werden, haben wir einige Anmerkungen und Fragen:
Es fühlt sich beschämend an, dass die Bundesregierung durch die Behinderung der Seenotrettung dazu beiträgt, dass mehr Menschen im Mittelmeer sterben. Haben Sie Studien, eine Statistik oder ein Bauchgefühl, mit dem Sie diese Toten rechtfertigen können?
Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn Menschen gefoltert und versklavt und vergewaltigt werden - ganz bildlich in Libyen. Stellen Sie sich vor, wie diese Menschen in ihrer Verzweiflung alles tun, um Libyen entkommen zu können. Stellen Sie sich vor, dass der einzige Weg ein Schlauchboot ist und dass man für diesen lebensgefährlichen Weg dann noch viel Geld bei kriminellen und gewalttätigen Schlepperbanden bezahlen muss.
Stellen Sie sich vor, dass dort Männer, Frauen und Kinder - die nie schwimmen gelernt haben - auf überfüllten Booten ins Wasser fallen - ohne Schwimmweste. Stellen Sie sich den Kampf gegen das Wasser vor, das langsam aber sicher ihre Lungen füllt, bis sie ertrinken. Stellen Sie sich vor, dass Sie fordern, dass diesen Menschen nicht geholfen wird.
Und wenn Sie bereit sind, sich das vorzustellen und nun sagen: “Aber ohne die Nichtregierungsorganisationen gäbe es das ja nicht”, dann müssen wir Ihnen sagen: Sie liegen falsch. Nicht weil wir eine andere Meinung haben, sondern weil die meisten Menschen in den letzten Jahren gar nicht von NGOs gerettet wurden und weil wir wissen, dass die Menschen auch höhere Risiken eingehen. Wir haben uns als NGOs gegründet, nachdem tausende ertrunken sind - nicht davor. Wir stimmen unsere Einsätze mit der Seenotrettungsleitstelle ab und folgen den Anweisungen und wir sind schockiert über die Vorwürfe, die uns auch von Ihnen gemacht werden. Sie können den Schmerz nicht fühlen, wenn Menschen sterben, denen man helfen könnte. Und Sie können unsere Wut nicht nachempfinden, die wir angesichts einiger öffentlicher Äußerungen der letzten Tage empfinden. Sie reden von Shuttle nach Europa, wo Menschen aus Seenot gerettet werden. Wie würden Sie sich fühlen, wenn ihre Familienangehörigen in Gefahr wären oder sterben? Wäre es nicht eine Schande?
Wir laden Sie ein. Wir laden Sie ein an einer der Seenotrettungsmissionen teilzunehmen und sich die Situation vor Ort anzuschauen, die Sie nicht kennen. Wir laden Sie ein, sich anzuschauen, wie verzweifelt die Menschen sind, die wir retten und wie sich die Leere anfühlt, wenn Menschen sterben, weil niemand mehr helfen kann. Kommen Sie mit, Sie sind willkommen. Wir sagen Ihnen offen: Wir erwarten, dass Sie mitkommen. Wir erwarten, dass Sie sich der Realität annehmen. Und wir erwarten Antworten.
Sie sagen, wir sollen zur Rechenschaft gezogen werden, doch wir erwarten, dass auch Sie endlich Rechenschaft ablegen. Wir stehen Rede und Antwort, gerne auch vor Gericht. Aber welcher Straftatbestand soll uns vorgeworfen werden? Ist es Ihrer Meinung nach ein Verbrechen, Menschen aus Lebensgefahr zu retten? Ist es ein Verbrechen, das Völkerrecht zu achten? Sollten wir die Menschen nach Libyen bringen und damit eine Straftat begehen?
Achten Sie die Menschen mehr, die gegen uns hetzen, als diejenigen, die vor Ort Menschenleben in Not helfen? Wir retten Menschen. Wen retten Sie? Beten Sie? Wissen Sie, dass in diesem Jahr noch einmal 50.000 Menschen über das Wasser nach Europa geflohen sind? Wissen Sie, dass es nur 17.000 nach Italien waren? Wissen Sie, dass das eine Person pro 10.000 EuropäerInnen ist? Wissen Sie, wie es klingt, wenn Sie über diese Menschen reden - wenn Sie von Wellen, Fluten und Lawinen sprechen? Wissen Sie, dass Sie dazu beitragen, die Realität zu verdecken? Wir dürfen Menschen nicht nach Libyen bringen, auch wenn Sie uns dafür anklagen wollen.
Sie dürften Menschen nicht nach Libyen bringen. Deswegen unterstützen Sie die libysche Küstenwache, die nicht an das Recht gebunden ist, auf das Sie einen Eid geschworen haben. Wollen Sie, dass andere dieses Recht brechen? Unterstützen Sie das? Aber wir sind an dieses Recht gebunden und wir haben keine Scheu dafür auch gegen Widerstände einzutreten. Wir haben keine Regierungskrise verursacht. Wir haben keine Interessen, außer dass Menschenrechte und Menschenwürde nicht im Fleischwolf des Rechtspopulismus zu Grunde gehen.
Wir wollen Leben retten. Was ist Ihr Interesse? Wen retten Sie? Kommen Sie zu uns und reden Sie mit uns. Beantworten Sie bitte die Fragen. Einzeln und präzise. Kommen Sie her. Sie sind willkommen.
27. Juni 2018
Mission Lifeline
09.06.18
Andreas macht sich selbst heute ein Geburtstagsgeschenk:
Am 02. und 03. Oktober 2018 kommt Rory Miller nach Essen
und unterrichtet in unserer Werkstatt zwei Tage lang sein Lieblingsseminar:
INFIGHTING.
Begrenzte Teilnehmerzahl; Anmeldungen unter unserer Adresse laufen.
TeilnehmerInnen sollten relativ gut fallen können (wenigstens schon einmal auf Matten gefallen sein) und fähig sein, unter Druck/Stress kontrolliert zu handeln.
Hier ist, was Rory über den Kurs schreibt. Wir bieten ihn Euch übrigens in der vollen Version, 16 Stunden an zwei Tagen, an. Maximum fun! Mangelnde Englischkenntnisse sind nicht die beste Grundlage, aber auch kein Grund nicht teilzunehmen! Wir übersetzen auch gern mal für Euch.
InFighting is what I do as a martial art. The skills translate very well to the self-defense environment, but the mindset does not. InFighting is done for fun. It is extreme close range, chest to chest or chest to back brawling. Because of the range of techniques possible and the speed, I find it to be the best way to integrate your fighting skills, no matter what they are.
Skills covered include close range power generation, targeting, specialized strikes, use of structure and void in both offense and defense, takedowns, locks, gouging and biting.
Sixteen hour course includes groundwork and, optionally, including weapons in the game.